Heuschrecken-Bekämpfung
Menschen vor Hunger bewahren, Leben retten - ohne Pestizide
Übersicht
1. Afrikas Kampf gegen Heuschrecken – Deutsche Welle
2. Heuschrecken-Steckbrief: Vorkommen, Fressverhalten, Lebensphasen
3. Bisherige Bekämpfungsmethoden
Können die Heuschrecken als Nahrung gegen den Hunger dienen?
4. Bilder zur Heuschreckenplage
5. Geräte zur Bekämpfung der Heuschrecken
a. Hand- und Bodengeräte und für Geräte für Vertikalpflanzen
b. Motorfahrzeuge für Personen mit Handgeräten
c. Fliegende Bekämpfungsgeräte
6. Geräte zur Heuschreckenbekämpfung – technische Beschreibung
a. Bekämpfung am Boden kriechender und auf Pflanzen kletternder Insekten
b. Bekämpfung fliegender Heuschrecken in niedriger Höhe
c. Bekämpfung stationärer und reisender Schwärme in mittlerer und großer Höhe
Afrikas Kampf gegen Heuschrecken
https://www.dw.com/de/wie-ostafrika-eine-heuschreckenplage-bek%C3%A4mpft-inmitten-einer-pandemie/a-53371174
Kira Schacht, 1.5.2020 - Maria Gerth-Niculescu hat aus Äthiopien zur Berichterstattung beigetragen. -
In Ostafrika bedeckten Schwärme von Wüstenheuschrecken allein im April 2020 mehr als 2.000 Quadratkilometer - das ent-spricht etwa der Fläche des Tana-Sees in Äthiopien. Schwärme dieser Größe bestehen aus Milliarden von Insekten, die alles Grüne auf ihrem Weg ver-schlingen. Jeden Tag können sie mehr Nahrung zu sich nehmen als die Bevölkerung Kenias und So-malias zusammen. Äthiopien und Kenia sind derzeit am stärksten von der Heuschreckenplage betroffen. "Die nächste Genera-tion von Schwärmen wird gegen Ende Juni, Anfang Juli da sein", sagt Keith Cressman, der bei der Ernährungs- und Landwirt-schaftsorganisation der Vereinten Nationen, der Welt-ernährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) für die Vorhersage von Heuschrecken-Schwärmen zuständig ist. -
Ernten vernichtet
Wüstenheuschrecken fressen auf riesigen Flächen fast die gesamte grüne Vegetation von Gräsern und Bäumen ab, hinterlassen verwüstete Felder und Weideland und gefährden damit die Lebensgrundlage von Landwirten und Viehzüchtern - und letztlich die Ernährung der Bevölkerung, für die sie Nahrung produzieren. Fachmenschen bei den UN und privaten Organisationen schätzen, dass im Jahr 2020 mehr als 25 Millionen Menschen in Ostafrika von Lebensmittelunsicherheit betroffen sein werden, wobei der Heuschreckenbefall die Situation noch verschärft. Einige Bauern haben bereits 90 Prozent ihrer Ernte in der ersten Heuschre-ckenwelle 2019 verloren, sagt Yimer Seid vom Landwirtschaftsministerium in der äthiopischen Zone South Wollo. "Ich habe Familien besucht, die keine Nahrungsmittel im Haus haben. Sie haben ihre Tiere verkauft."
Perfekte Bedingungen für Wüstenheuschrecken
Einzelne Wüstenheuschrecken sind normalerweise harmlos. Wenn sie jedoch dicht genug zusammengedrängt sind, ändern die Insekten jedoch ihr Verhalten und sogar ihr Aussehen und bilden große Gruppen, die alles auf ihrem Weg verschlingen. Gruppen junger, flügelloser Heuschrecken bilden sogenannte Bänder, die schließlich zu schnell fliegenden Schwärmen heranreifen. Im „Leeren Viertel“ Arabiens vermehrten sich die Insekten drei Generationen lang unbemerkt und erhöhten ihre ursprüngliche Zahl um das 8000-fache, bevor die Schwärme die Arabische Halbinsel hinauf in den Jemen wanderten. Vom Jemen aus zogen die Schwärme 2019 nach Norden in den Iran und von dort aus nach Pakistan und Indien. Der Wind trug die Heuschrecken auch Richtung Süden über das Rote Meer in den Nordosten und Süden Äthiopiens, in den Süden Eritreas und nach Somalia. Dort fiel im Sommer 2019 wiederum überdurchschnittlich viel Regen - die Heuschrecken vermehrten sich erneut.
Anhaltende Heuschreckenkrise
Darauf reagierte die FAO, indem sie einen Notfall ausrief und Mittel freigab, um Ausrüstung und Überwachungsbemühungen zu erweitern. Doch obwohl die FAO und andere Organisationen alles daran setzten, die Ausbreitung der Heuschrecken einzudäm-men, war deren schiere Masse bereits kaum noch zu kontrollieren. Im Dezember 2019 fielen sie in Kenia ein. Es wurde der schlimmste Ausbruch, den das Land seit 70 Jahren erlebt hat. Die kurzen Regenfälle in Ostafrika, die normalerweise von Okto-ber bis Dezember fallen, dauerten zu allem Über-fluss diesmal bis ins Jahr 2020 an, so dass auch dort eine erste Generation von Schwärmen heranwachsen und Eier legen konnte. Jetzt muss die Region eine neue Generation bekämpfen, bevor sie zu den flugfähigen Schwärmen heranwächst, die für Juni vorhergesagt sind.
Kampf gegen die Heuschrecken
Heuschreckenschwärme lassen sich am besten abwehren, bevor sie ausgewachsen sind. Regelmäßige Kontrollen sind uner-lässlich, da eine kleine Anzahl der Insekten noch relativ leicht bekämpft werden kann. "Es ist nicht schwer, eine Heuschrecke zu töten. Man sprüht Pestizide auf die Heuschrecke und sie stirbt", erklärt Cressman. Normalerweise bedeutet das, dass Pestizide von Teams am Boden versprüht werden, verstärkt durch Flugzeuge oder Hubschrauber. Das Problem der aktuellen Invasion sei jedoch ihr schieres Ausmaß: "Es ist wie bei einem Waldbrand. Wenn man ihn findet, wenn er noch ein kleines Lagerfeuer ist, löscht man es einfach. Wenn man es aber übersieht, dann wird es zu einem Waldbrand, und das Problem wird deutlich schwie-riger und teurer zu bekämpfen." -
Eine Frage der Zeit
Die Behörden in den betroffenen Ländern haben bereits Tausende Hektar Land mit Pestiziden besprüht. Aber solange die Re-genfälle nicht enden, reicht das vielleicht nicht aus. Die Kontrollmaßnahmen geraten bereits ins Hintertreffen: Im April wurde nur ein Viertel der Fläche besprüht, die von Heuschrecken befallen ist. Und in den kommenden Monaten soll die Population um das 20- oder sogar 400-fache zunehmen. Pestizide sind nicht das einzige, was Landwirten hilft, die Verwüstung zu überstehen. In der South-Wollo-Zone in Äthiopien arbeitete die lokale Gemeinschaft 2019 zusammen, um die Ernte einzubringen, bevor die Heu-schrecken kamen. "Wir haben alle zusammen geerntet", sagt Yimer Seid. Auf einem großen Feld von etwa einem Hektar seien etwa 100 Menschen gewesen, alles Freiwillige aus der Region. Er hat auch weitere Beispiele gesehen, in denen Menschen Ge-treide und Lebensmittel miteinander teilten, damit Betroffene nicht hungern mussten. Da jedoch neue Schwärme auf dem Weg sind, muss Äthiopien seine Maßnahmen dringend ausweiten, sagt Fatouma Seid von der FAO in Äthiopien. Dafür brauche es unter anderem "mehr Teams vor Ort, mehr Fahrzeuge für die Regierung und mehr Pestizide am Boden zusätzlich zur Luftkon-trolle." Äthiopiens Vorrat an Pestiziden werde noch bis Juni ausreichen, sagt sie. Das benachbarte Somalia verfügt derzeit über genügend Pestizide, um etwa 200.000 Hektar Land (2.000 Quadratkilometer) zu besprühen. Das werde die erste Kontrollphase bis Juli abdecken, sagt Alphonse Owuor, Pflanzenschutzbeauftragter der FAO Somalia. Bei Bedarf stehe mehr Pestizid zur Ver-fügung, so Owuor: "Wir stehen seit Ende 2019 in ständigem Kontakt mit den Lieferanten. Sie kennen unseren Bedarf für den Rest des Jahres und stehen bereit für den Fall, dass wir dringend mehr Vorräte benötigen."
Vorhersage künftiger Invasionen ist schwierig
Afrikanische Länder sind heute deutlich besser gerüstet im Kampf gegen die Heuschrecken: In der Vergangenheit fegten Plagen regel-mäßig über den Kontinent. In den 1950er Jahren z. B. fraßen sich die Insekten 13 Jahre lang durch Länder in West- und Ostafrika bis nach Indien und Pakistan. Doch in der jüngeren Vergangenheit waren die Wellen tendenziell kürzer und örtlich be-grenzt - dank besserer Überwachung und Kontrolle. Äthiopien und Somalia zum Beispiel haben seit 25 Jahren keinen Ausbruch dieses Ausmaßes mehr erlebt. Inzwischen ist es jedoch schwieriger geworden, Invasionen vorherzusagen. Der Klimawandel macht die Wettermuster zunehmend unberechenbar, die die Insektenpopulationen beeinflussen. Schwärme wandernder Jungtie-re fliegen nicht, sondern laufen alle in dieselbe Richtung. Soweit das Auge blickt. Experimente haben gezeigt, dass die Heu-schrecken haben Angst vor Kannibalismus. Sie laufen gewis-sermaßen vor den anderen davon, weil sie Angst haben, von ihnen gefressen zu werden, wenn ein Areal abgeerntet ist. Schon der Geruch und der Anblick von Artgenossen verwandelt die Heu-schrecken aus vorsichtigen, verborgen lebenden Einzelgängern in Schwarmtiere.
(Prof. Dr. Iain D. Couzin (Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, Radolfzell / Konstanz)
Heuschrecken-Steckbrief
Vorkommen
Ostafrika (Horn von Afrika): Äthiopien, Somalia, Kenia, Eritrea, Uganda, Südsudan, Sudan. Dschibuti; Sahelzone.
Arabien: Jemen, Saudi Arabien (Westküste), Arabische Wüste. Asien: Wüste Thar (Südost-Pakistan, NW Indien).
Russland (Grenze zu Kasachstan), Süden Kasachstans. Usbekisch-kirgisisches Grenzgebiet.
Sardinien (seit 2019 jedes Jahr, Mai bis Juli). Spanien: Murcia (Südostspanien), vor allem die kleinere mediterrane Heuschrecke. Kanarische Inseln: Lanzarote und Fuerteventura, durch starke Winde aus Afrika. -
Fressverhalten
Heuschrecken können mit über 3.000 Individuen je Quadratmeter auftreten. Eine erwachsene Heuschrecke nimmt jeden Tag ihr eigenes Körpergewicht an pflanzlicher Nahrung auf, also rund zwei Gramm. Ein Wanderheuschrecken-Männchen frisst im Laufe seiner Entwicklung 30 Gramm Pflanzenmasse, um auf ein Endgewicht von rund zwei Gramm zu kommen. Die etwas größeren Weibchen benötigen 44 Gramm Nahrung für drei Gramm Körpergewicht. Ein großer Schwarm nimmt damit so viel Nahrung zu sich wie die Einwohner einer Millionenstadt. Kleine Schwärme umfassen 800 Millionen Tiere, manchmal übersteigt ihre Zahl die Milliardengrenze. Manche Heuschrecken, wie die Wüstenheuschrecke, bevorzugen in der gregären (Schwarm-)Phase Pflanzen wie Ägyptisches Bilsenkraut, das für Menschen und Nutztiere giftig ist und dass dadurch viele Heuschrecken für Mensch und Vieh ungenießbar sind.
Lebensphasen
Körpergröße: Weibchen 7 bis 9 cm Körperlänge, Männchen 6 bis 7,5 cm. -
Nymphenstadium. Das gesamte flügellose Nymphenstadium dauert 24 bis 95 Tage (mindestens 10, im Durchschnitt 36 Tage). Zu Beginn sind die Nymphen solitär, später werden sie gregär, d. h. sie bilden Schwärme und wandern gemeinsam, wenn zu vie-le, frisch geschlüpfte Individuen auf zu engem Lebensraum zusammen sind. Sie fressen auf dem Boden, klettern auf Büsche, Bäume und Getreidehalme. Die Nymphenphase besteht aus 5 bis 6 aufeinander folgenden Einzelstadien, mit jeweils einer Häu-tung, bis sie erwachsene Heuschrecken sind und fliegen können.
Solitäre Phase („Einzelphase“) als Nymphen, ortsgebunden: Je nach Entwicklungsphase und Lebensumstände ist ihr Körper gelbgrau bis ockerfarben, grün bis teilweise braun.
Gregäre Phase: „Schwarmphase“, Wanderphase: Zu viele frisch geschlüpfte Individuen auf einem Lebensraum schließen sich zu Gruppen zusammen und beginnen zu wandern. Direkter Auslöser ist der mechanische Berührungsreiz, wenn die zahlreichen Nymphen ständig in Körperkontakt geraten, wobei auslösend nur die Berührung der Schenkel der Hinterbeine wirkt. Die häufige Berührung der Hinterbeine löst die Produktion des Hormons Serotonin aus, was offenbar dazu führt, dass bei solitären Nymphen innerhalb weniger Stunden die gregäre Phase aktiviert werden kann.
1. Die Eiphase im Boden: etwa 2 bis 3 Wochen (auch 10 - 65 Tage), abhängig von der Feuchtigkeit. An ihren Brutplätzen können sich bis zu 80 Millionen Wüstenheuschrecken pro km² konzentrieren.
2. Nymphenphase I (solitär, flügellos), manche haben nach 10 Tagen Flügel. Im ersten Stadium können bis zu 30.000 Individu-en pro Quadratmeter erreicht werden, weil sie in Mengen übereinander kriechen, im letzten (fünften) sind es 50 bis 100. Nym-phenschwärme der Wanderform können ungeheure Dichten erreichen. Der Grund kann bis zu 15 Zentimeter tief von Heuschre-ckenlarven bedeckt sein.
3. Nymphenphase II (gregär, Wanderphase) mit Häutungen, Flügelbildung, Geschlechtsreife. Schwarmverhalten zeigen sowohl Imagines (geflügelte Individuen), als auch Nymphen (flügellos). Sie bewegen sich auf Bereiche mit dichterer Vegetation zu, wo sie sich zusammenschließen. Die Wanderrichtung eines Schwarms ändert sich nicht mehr. Gregäre Nymphen sind in den ersten beiden Stadien schwarz, später gelb oder gelborange mit schwarzer Zeichnung. Die Augen und ein Fleck auf dem Hinterhaupt sind rot. Die Tiere wechseln zwischen Rastphasen und Wanderphasen, wobei sie sich in langen, geschlossenen Marschkolon-nen bewegen. Sie können pro Tag etwa 200 bis 1700 Meter Strecke zurücklegen. In den Rastphasen erklettern sie Pflanzen, um dort zu fressen. (Ältere Nymphen werden im Englischen „Hopper“ genannt.) -
3a. Auf dem Weg 5- 6 Häutungen. Die Häutungsvorgänge innerhalb eines Schwarms sind synchronisiert. Dazu wird die Nah-rungsaufnahme für 1 bis 2 Tage eingestellt. Die Insekten suchen gemeinsam vertikale Strukturen auf und hängen sich kopfüber mit den Hinterextremitäten ab. Nach einiger Zeit reißt die Larvalhaut auf. Die Nymphe schlüpft aus ihrer "alten" Haut (Exuvie).
3b. Flügelbildung. Frisch gehäutete Imagines benötigen ca. 1 Tag, bis die Flügel für den ersten Flug genügend ausgehärtet.
3c. Geschlechtsreife. Die Insekten sind nach der Flügelaushärtung noch nicht geschlechtsreif, sondern verharren in einem im-maturen Zwischenzustand, bis sie günstige Umweltbedingungen antreffen, die die Reife auslösen. Dies sind, in ihren ariden Le-bensräumen, Regenphasen. Wenn Schwärme eine Region erreichen, in der es regnet oder kurz zuvor geregnet hat, erreichen alle Individuen des Schwarms so kollektiv in kurzer Zeit synchronisiert die Geschlechtsreife. Unter trockenen Bedingungen kön-nen sie bis zu sechs Monaten im immaturen Stadium verbleiben. Immature (frisch gehäutete Individuen) sind zunächst rosa ge-tönt, wenn die Umweltbedingungen (z. B. die Temperaturen) sich verschlechtern, können sie eine kräftig rotbraune Färbung an-nehmen. Dann können Schwärme aus gelben und rot-braunen Individuen gemischt entstehen.
4. Imago: Reife Individuen der Wanderphase sind leuchtend gelb. Ein Schwarm mit ausgereiften Individuen befindet sich lokal begrenzt, sowohl am Boden und an vertikalen Pflanzen, um zu fressen, als auch im Luftraum darüber. Geschlechtsreife Imagines besitzen eine Lebensspanne von 2,5 bis 5 Monaten.
5. Paarung. Das Männchen produziert oft ein Werbegeräusch, um das Weibchen anzulocken.
6. Die Kopulation dauert mehrere Stunden. Die Insekten verharren dabei ziemlich unbeweglich. 7. Eiablage Nach der Paarung legt das Weibchen Eier in den Boden oder in Pflanzenteile. Eine Begattung reicht für mehrere Ei-gelege aus. Die Weibchen legen die Eier etwa 5 bis 10 Zentimeter tief im Boden ab, wobei sie mit den beweglichen Valven ihres Ovipositors ein Loch graben. Jede Oothek enthält in der solitären Phase 90 bis 160, in der Wanderphase weniger als 80 Eier. Et-wa drei Viertel der Weibchen schaffen ein zweites, etwa ein Viertel ein drittes Gelege. Der Erfolg der Gelege hängt stark von der Bodenfeuchte ab, unter günstigen Bedingungen sind 16 bis 20 erfolgreiche Nachkommen pro Weibchen nicht ungewöhnlich. -
8. Flug- und Schwarmphase. Ist eine Landschaft kahlgefressen, sammeln sich die Insekten zu einem Schwarm in der Luft und fliegen gemeinsam zu neuen Fressgründen. Es gibt entweder Sprungflüge von etwa 30 Metern oder Ausdauerflüge mit bis zu 150 Kilometer pro Tag. Die Schwärme können sich wolkenartig bis in etwa 1500 Meter Höhe erstrecken, doch meist sind sie fla-cher und bodennaher. Die durchschnittliche Dichte eines Schwarms beträgt etwa 50 Mio Individuen pro Quadratkilometer (das entspricht etwa 50 Tieren pro m²). Schwärme fliegen tagsüber (während solitäre Wüstenheuschrecken eher nachts fliegen), die Flugphase beträgt neun bis zehn Stunden pro Tag. Die Tiere bewegen sich mit dem Wind, so dass der Schwarm auch bei in-dividuell abweichender Bewegungsrichtung der Einzeltiere zusammengehalten wird. Bei Windstille erreichen sie eine Flugge-schwindigkeit von etwa drei bis vier Meter pro Sekunde (etwa 10 bis 15 km/h). Normalerweise landen immer zahlreiche Tiere, so dass der Schwarm sich langsamer als mit Windgeschwindigkeit bewegt.
9. Stationäre Schwärm- und Fressphase. Wenn der Scharm ein neues Fressgebiet erreicht hat, verbleibt er dort so lange, bis es kahlgefressen ist. Dabei befinden sich die Tiere entweder wolkenartig in der Luft, nahe über dem Boden, oder sie lassen sich auf die Erde nieder, um die Bodenvegetation zu vernichten oder Sträucher und Büsche und Bäume kahl zu fressen. Zwischen-durch findet die Kopulation mit anschließender Eiablage statt.
10. Danach folgt die nächste Flug- und Schwarmphase. Die Eier reifen im Boden, die Nachkommen schlüpfen und die nächs-te Nymphengeneration bildet einen neuen Schwarm, mit Millionen oder mehr als einer Milliarde Individuen. -
Bisherige Bekämpfungsmethoden
1. Chemische Insektizide in Form von Sprühmitteln aus Flugzeugen oder Hubschraubern, oder aus Personensprühgeräten am Boden. Das Problem bei der großflächigen Anwendung ist, dass diese Stoffe am Ende in die Erde gelangen und dadurch in die Nahrungskette. Das führt auf Dauer zu einer zunehmenden Verseuchung der Ackerböden, und damit zu erheblichen gesundheit-lichen Schäden bei Mensch und Tier. Neben der Belastung für die Landwirtschaft kommt auch noch der Kot, den die Heuschre-cken nach ihrer Vergiftung für das Vieh hinterlassen. So getötete Heuschrecken können nicht mehr als Nahrung oder Futter ver-wendet werden, was eine erhebliche Verschwendung an Protein-Resourcen für eine mögliche Hilfe gegen Hunger bedeutet.
2. Köder: Mit Insektiziden behandelte Köder werden verteilt, um Heuschrecken zu töten, wenn sie die Köder fressen.
3. Pilzinfektionen: Der Pilz Metarhizium anisopliae infiziert die Heuschrecken, deren Tod allerdings erst in 3 Wochen eintritt.
4. Umpflügen des Bodens zerstört die Eier. Fanggräben und Barrieren, Netze und Fallen.
5. Frühwarnsysteme und Überwachung schafft die Möglichkeit, rasch reagieren zu können.
Entscheidend, um die Plage in den Griff zu bekommen ist, die Heuschrecken vor dem Ausschwärmen zu töten, solange es sich um Jungtiere handelt, die hüpfend nur zwei bis drei Kilometer am Tag zurücklegen - und nicht Hunderte Kilome-ter, wie die ausgewachsenen, fliegenden Tiere.
Können Heuschrecken als Nahrung gegen den Hunger dienen?
Heuschrecken sind reich an Eiweiß und werden in Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas als Nahrungsmittel gegessen. Sie werden gebraten oder gegrillt. In arabischen Ländern werden sie als Vorspeise serviert, in Kambodscha mit Erdnüssen gefüllt und im Wok gebraten. Leider lässt sich bei Heuschreckenplagen das Einfangen und Verwerten nicht so einfach umsetzen, da die Schwärme zu groß sind. Heuschrecken allein können den Ernährungsplan der Menschen nicht decken, jedoch ein wesentlicher Teil davon sein, ebenso wertvolles Viehfutter.
Geräte zur Bekämpfung der Heuschrecken ohne Pestizide
Verwendung bereits vorhandener oder noch zu konstruierender Geräte
Bekämpfungsebenen
1. Eier im Boden. 2. Nymphen und Imagines auf dem Boden, an Bäumen, Büschen, Getreidehalmen. 3. Nymphen in Marschko-lonnen, unterwegs zum nächsten Fressareal. 4. Fliegende stationäre Heuschrecken in niedriger, mittlerer und großer Höhe.
5. Schwärme auf Sprungflügen bis 30 m und auf Ausdauerflügen bis 150 km. -
Bekämpfungsgeräte für die Basisausstattung
Mäher, Sauger, Brenner, Schlagwerk, Walze.
1. Boden, Vertikalstrukturen und unterer Luftraum (per Hand): [A0] Bekämpfung der Eier im Boden durch Umpflügen der Erde.
[A1] Heuschreckenmäher, [A2] Heuschreckensauger, [A3] Heuschreckenbrenner, [A4] Glattwalze, [A5] Schlagpropeller.
2. Unterer Luftraum (motorisiert): [B1] Mini-Lastwagen, [B4] Motorrad mit Beiwagen - mit Handgeräten oder aufmontiert. 3. Oberer Luftraum: [C1] Heuschreckenjäger-Drohne mit Sauger, [C2] Drohne mit Propeller-Schlagwerk, [C4] Zeppelin-Hub-schrauber, [C5] Zeppelin, [C6] Hubschrauber mit Schlag-Propeller oder Heuschrecken-Sauger oder Flammenwerfer,
[C7] Langsam-Propeller-Flugzeug, [C8] Jet-Flugzeug mit Sauger, Brenner; Prallbug.
Kältestarre: Besonders einfach sind die Insekten in den kühlen Stunden des Tages zu bekämpfen. Sie verharren reglos wäh-rend der Nacht und den kühlen Morgen- und Abendstunden am Boden (und hängen evtl. an Büschen und Bäumen). Erst wenn die Sonnenstrahlen sie wärmen, bewegen sie sich wieder. -
A. Hand- und Bodengeräte und für Vertikalpflanzen
[A1] Heuschreckenmäher (modifizierter Rasenmäher mit Propellersauger und Fangkorb). Insekten können im Fangkorb gesam-melt und als Nahrung für Menschen und Nutztiere verwendet werden. Besonders geeignet für das „Abernten“ frisch aus dem Bo-den geschlüpfter oder weidender Nymphen, lokal und während ihrer Wanderung in Marschkolonnen zu neuen Nahrungsgründen.
Alternativen: [A1a] Handrasenmäher ohne Motor und [A1b] Aufsitzrasenmäher. [A1c] Rasenvertikutierer, es werden nur die Heu-schrecken getötet, die Pflanzen werden erhalten.
[A2] Heuschreckensauger (Laubsauger mit Ansaugtrichter), Tornister und Rücken-Fangkorb. Mit oder ohne Zerquetsch-Vorrich-tung. Zum Absaugen der Insekten vom Boden, von Bäumen und Büschen. Saugrohr-Durchmesser 10 bis 15 cm. Im Auffangbe- hälter bleiben die Heuschrecken unbeschädigt, um als Nahrung zu dienen. Alternativen: [A2a] Trag-Sauger (Motorrasensense), umgebaut zum Heuschreckensauger, mit Akku oder Benzinmotor, Sammel-behälter. [A2b] Groß-Laubsauger, fahrbar, Großspei-cher. * Die Vegetation bleibt weitestgehend unversehrt.
[A3] Heuschreckenbrenner, Unkrautbrenner mit kleiner Flamme für Boden, Büsche und Bäume. (Schutzhülse verhindert, dass Stamm, Äste, Zweige Feuer fangen.) Auch modifiz. Bunsenbrenner oder Schweißbrenner. Gefahr, dass die Mikroorganismen in der obersten Bodenschicht geschädigt werden. Deshalb mit Abstandshalter bei Einsatz am Boden. Auch Lötbrenner möglich.
Alternativen: [A3b] Heuschreckenbrenner mit Tornister oder Propangasflasche im Handwagen. [A3c] Flammenwerfer bis zu 25 Meter. Gegen fliegende Heuschrecken vom Boden aus.
[A4] Glattwalze (zum Gartenerde verdichten), aus Holz oder Eisen, 25 - 50 kg schwer. Heuschrecken werden auf ebenen Flä-chen und auf ihren Wanderungen plattgedrückt. Alternativen: [A4a] Gehwegwalze (Rasenwalze), motorisiert, selbstfahrend; [A4b] Stachelwalze, Insekten am Boden werden perforiert. [A4c] Rasenmäher mit Stachelwalzen, motorgetrieben.
[A5] Schlagpropeller, modifiz. Motorrasensense, das Mähwerk wird zum Luft-Schlagwerk mit 40 - 70 cm Ø, drehzahlreduziert. Das Schlagwerk tötet die Heuschrecken in der Luft.
[A6] Plattner mit Bodenplatte. Modifizierter Rasenmäher zerquetscht mit Pressschlägen die Insekten unter sich auf der Erde beim Darüberfahren. Alternative: [A6a] Plattner mit Nadel-Lochplatte an der Unterseite. Viele Nadeln zerstechen die Heuschre-cken. Die können so, gut erhalten, als Nahrung verwendet werden. -
[A7] Handgeräte zum Anhängen an Motorfahrzeug, gegen Heuschrecken am Boden, besonders bei Nymphenwanderungen in Kolonnenformation: [A4] Glattwalze und [A4b] Stachelwalze. -
* Die Geräte können so konstruiert werden, dass sie ohne Akku oder Motor arbeiten. Die Funktionsweise ist ähnlich der von handgeschobenen Bürstenstaubsaugern oder Handrasenmähern.
* Die Techniken für Plattner, Sauger, Propeller-Schlagwerk können auch in größere fahrbare Geräte eingebaut werden, z. B. Aufsitz-Rasenmäher, Motorrad mit Beiwagen, Golfcart, andere Klein-Kfz.
B. Motorfahrzeuge für Personen, die mit Handgeräten ausgerüstet sind.
Sie fahren in niedrig fliegende Schwärme hinein, um sie in der Luft einzusaugen, zu verbrennen oder zu zerschlagen.
Größere Geräte können auf die Fahrzeuge montiert werden, einsetzbar bis fünf Meter Höhe.
[B1] Mini-Lastwagen (Pick up) mit Heuschreckensauger und/oder Flammenwerfer. Alternativen: [B2] Mini-Lastwagen II (Golf-cart), [B3] Minicar mit Flammenwerfer/Sauger.
[B4] Motorrad mit Beiwagen, Trichter-Sauger oder Propeller-Schlagwerk für fliegende Insekten. Alternative: [B5] Quad mit Trich-tersauger oder Propeller-Schlagwerk.
[B6] Propellerauto mit Schlagpropeller oder Propellerwand gegen niedrig fliegende Insekten.
[B7] Kettenkrad (Halbkettenfahrzeug mit motorradähnlichem Vorderbau). 3 Möglichkeiten: 1. großer Ansaugtrichter, 2. großer Flammenwerfer, 3. großes Propeller-Schlagwerk.
C. Fliegende Bekämpfungsgeräte im stationären mittleren und höheren Luftraum.
Die Fluggeräte können entweder vom Boden aus mit Fernsteuerung bedient werden, oder sie fliegen selbstständig, mit Heu-schreckenscanner-Suchautomatik durch stehende Schwärme. Einige Fluggeräte eignen sich besonders für Verfolgungsflüge von Schwärmen, die pro Tag bis zu 150 km zurück legen können. Die Insekten fliegen mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 km/h und bis in 1500 m Höhe. Verfolgungsflug mit Absaugen, Verbrennen, Zerschlagen. -
[C1] Heuschreckenjäger-Drohne mit Insektensauger – ferngesteuert oder selbsttätig. Unten angehängter Sauger holt die Insek-ten aus der Luft, zerquetscht sie, wirft sie als Päckchen ab. Können als Nahrung verwendet werden, wenn sie keine giftigen Pflanzen gefressen haben.
[C2] Drohne mit Propeller-Schlagwerk. Fliegt durch den Schwarm, zerschlägt die Insekten.
[C3] Lenkballon mit Propellertriebwerk, gefüllt mit Helium oder Heißluft.
[C4] Zeppelin-Hubschrauber. Langsam-Fluggerät, aus der Verbindung eines Mini-Heliumluftschiffs mit einem Lenkhubschrau-ber/Lenkflugzeug, mit Helium gefüllt, Fernsteuerung. Darunter sind entweder mehrere Insektensauger, Propeller-Schlagwerke oder Flammenwerfer angebracht.
[C5] Zeppelin, bemannt oder ferngesteuert. Mit Insektensauger, Propeller-Schlagwerke oder Flammenwerfer. (Bild Jürgen Schel-ling: Transport-Zeppelin NT. Bereits 2015 vom ehem. Militärflugplatz Interlaken Rundflüge und Sondermanöver.)
- Varianten: RC Blimp, Klein-Zeppelin, 2 m lang. 1,5 m3 Volumen. Kann 100 bis 200 g Nutzlast tragen, größere entsprechend mehr. (https://www.rc-zeppelin.com/de/innen-rc-blimps-2m.html)
- Airlander 10, ein Luftschiff, das von der britischen Firma Hybrid Air Vehicles (HAV) entwickelt wurde. (https://knowhow.distrelec.com/de/wehrtechnik-luft-und-raumfahrt-marine/das-reisen-im-co2-zeitalter-luftschiffe/)
Alternative: [C5a] Mini-Zeppelin.
[C6] Hubschrauber mit unten, an einem Seil angebrachtem Bekämpfungsgerät. Wegen Luftverwirbelungen muss er hoch genug über dem Schwarm stehen/fliegen. Seil mit Sauger und Saugschlauch nach oben oder Schlag-Propeller oder Flammenwerfer.
Alternative: [C6a] Hubschrauber mit Rotorblättern als Schlag-Propeller. Der Hauptrotor selbst oder ein zusätzlicher, vertikaler oder horizontaler, zerschlägt die Heuschrecken in der Luft.
[C7] Propeller-Flugzeug mit extrem niedriger Mindestfluggeschwindigkeit von unter 50 km/h, z. B. der Fieseler Fi 156 Storch. Flog erstmals 1936. STOL-Flugzeug mit stark verringerten Anforderungen an Start- und Landestrecken. Zum Start reichen bei Gegenwind 50 Meter, zum Landen 20 Meter. Bei entsprechendem Gegenwind kann es auch „in der Luft stehen“ (Geschwindig-keit über Grund null) oder sich rückwärts bewegen. Besonders gut für die Verfolgung von Schwärmen, die weite Strecken zurück-legen, um sie vom Ende des Schwarms her zu vernichten. Umgebaute landwirtschaftliche Langsam-Sprühflugzeuge eigenen sich besonders für die Schwarmverfolgung.
[C8] Jet-Flugzeug, das extrem langsam fliegen kann, minimal 200 km/h, z. B. die polnische M-15, die für den Einsatz in der Landwirtschaft gebaut wurde. Hervorragend geeignet, um einen über weite Strecken wandernden Heuschreckenschwarm in der Luft zu begleiten und zu beseitigen. Beim Durchflug durch den Schwarm werden möglichst viele Insekten entweder mit den regu-lären oder zusätzlich angebrachten Verbrennungs-Triebwerken in der Luft eingesaugt und getötet. Unter diesem Flugzeug könn-ten auch mehrere nach unten gerichtete Flammenwerfer angebracht werden, die die Insekten beim Überflug verbrennen, oder große Propeller-Schlagwerke. -
(https://www.flugrevue.de/klassiker/fliegender-daemon-als-spruehflugzeug-pzl-m-15-belphegor-der-langsamste-jet-der-welt/)
Alternative: [C8a] Flugzeug-Prallbug. Mit großer Trichteröffnung zum Einfangen der Insekten, die dann durch die Anflugge-schwindigkeit der Propellermaschine oder des Jets zerquetscht werden. Unter dem Flugzeug könnte auch eine große Röhre mit Sammeltrichter angebracht werden. -
Ethiopian-737 kämpft gegen Heuschreckenschwarm
Beim Anflug auf den Flughafen Dire Dawa flog eine Boeing 737-700 der Ethiopian Airlines mitten in einen Heuschrecken-schwarm. Unzählige der Tiere zerplatzten bei der Kollision – letztlich zwang der Schwarm die Piloten nach dreimaligem Versuch zum Weiterflug nach Addis Abeba. Die Tiere wurden nicht nur von den Triebwerken angesogen, sondern zerplatzten auch reihen-weise auf Nase und Windschutzscheibe des Flugzeugs. Die Scheibenwischer der 737 kamen gegen die schiere Masse der kleb-rigen Insektenleichen nicht an. Bleibende Schäden hatten die Heuschrecken an dem Flugzeug nicht hinterlassen. Allerdings mussten die Mitarbeiter der Ethiopian-Werft am Hauptstadtflughafen mehr als elf Stunden schrubben, um die klebrigen Reste der Heuschrecken-Invasion loszuwerden. (Patrik Zwerger, 14.01.2020)
* Genau dieser Effekt kann ausgenützt werden, um im besten Fall einen ganzen Heuschrecken-schwarm in der Luft zu töten. Ein kleines Jetflugzeug mit einem breiten Prallbug müsste nur so lange durch einen Schwarm fliegen, bis die meisten Insekten daran zerplatzt sind.
Bildnachweis oben: Machtlos im Angesicht des Schwarms: Ein Bauer in Kenia Foto: Baz Ratner/ REUTERS
Weitere Erfindungen im Rahmen von Green Desert
1. 3RE (Drei-Röhren-Entsalzer), kostenlose dezentrale Meerwasser-Entsalzung durch Hochhitzeverdampfung mithilfe eines Scheffler-Reflektors.
2. SaSaZiegel-Brenner: damit kann (glattgeschliffener) Wüstensand als Baumaterial verwendet werden, was bisher nicht möglich war.
3. 3REG: modifizierter 3RE, durch den es möglich wird, der Verseuchung des Grundwassers v. a. durch Nitrat, in Deutschland und an-deren Ländern mit intensiver Landwirtschaft, nachhaltig entgegenzuwirken.
4. Ventilierte Klimajacke. Aktiv gekühlt, problemlos Hitze bis 60°C ertragen. Dem Hitzetod entgegenwirken. 5. Flachdampfkessel-Antriebssystem für Wasserfahrzeuge: durch einen FDK-Motor und mithilfe eines Scheffler-Reflektors, ohne Ener-giekosten auf dem Wasser zu fahren.